Planungskazu


Ich, das Gummibärchen

Ich bin ganz hibbelig und kribbelig, denn jemand  hat mich und meine Freunde gekauft. Jetzt können wir endlich mehr von der Welt sehen! Schon ganz gespannt warte ich darauf, doch da werde ich einfach in eine enge Tasche gezwängt und sehe überhaupt nichts mehr. So ein Mist! Im Dunkeln meine ich zu erkennen, dass ich zwischen einem Paar dreckiger Laufschuhe und einem Schlafsack eingequetscht bin. Es holpert und schaukelt und ich glaube den Ton eines eintreffenden Zugs zu hören. Da werde ich schon unsanft im Zug auf den Boden gestellt. Aua!

Da nehme ich aufgeregte Stimmen wahr. Angestrengt  höre ich zu. Aber komisch, vom Gespräch verstehe ich so ziemlich Bahnhof. Was ist ein KAZU? Wer oder was ein Conconi? Und was meinen sie mit Krafttest? Und wieso sind die überhaupt an einem Wochenende schon so früh auf?

Nach einer halben Ewigkeit geht endlich mal der Reissverschluss der Tasche auf und die Laufschuhe neben mir werden hinausgezogen. Jetzt habe ich endlich mehr Platz. Aber brrrr ist das kalt! Trotzdem spähe ich eifrig hinaus. Schliesslich habe ich ja noch nicht so viel von der Welt zu sehen bekommen...

Ich erkenne viele Leute in Laufschuhen und sie tragen alle die gleichen Jacken und T-Shirts. Gehören die denn alle zusammen? Im Hintergrund sehe ich auch noch eine rote Tartanbahn. Als ich so zuschaue, beginnen die Jungen und Mädchen damit, sich auf der Bahn aufzuwärmen. Allmählich reihen sie sich in regelmässigen Abständen neben orangen Töggäl auf der Bahn auf. Die  hatte ich vorher ja noch gar nicht bemerkt. Jemand sagt, dass sie jetzt gleich mit dem Conconi beginnen. Schon wieder dieses Wort. Gebannt schaue ich zu, die Kälte ist vergessen. PIIIIIIP. Oh Hilfe, was ist denn jetzt los! Erschrocken fahre ich zusammen und dränge mich näher an meine Freunde. PIIIIIIP.

O ou. PIIIIIIP. Jetzt bin ich aber trotzdem neugierig und wage einen Blick aus der Tasche. Zu meiner grossen Überraschung rennen die Jungen und Mädchen rund um die Bahn. Bei jedem Piiiiiip sind sie beim nächsten Töggäl. Jemand sagt noch etwas von Pulswerten, aber ich verstehe nicht ganz, was das bedeutet. Auf  jeden Fall sieht es interessant aus. Die Läufer werden immer schneller und schneller und immer mehr können nicht mehr mithalten und müssen aussteigen. Die haben aber ein schönes Tempo drauf...

Plötzlich wird eine Trainerjacke in die Tasche gestopft und verdeckt mir die Sicht. Das war es wohl mit der schönen Aussicht. Doch da kann ich auf der Trainerjacke den Namen dieser „Gruppe“ lesen. OL Nachwuchskader ZH/SH. Wow, das sind Orientierungsläufer!

Da merke ich, wie jemand die Tasche wieder aufhebt. Es rumpelt und holpert. Wo wir nur diesmal hingelangen? Bestimmt gehen wir in einen Wald. Dort macht man doch schliesslich Orientierungslauf, oder?

Doch als die Tasche endlich wieder geöffnet wird, befinden wir uns in einer Garderobe. Alle sprechen von einem Krafttest (lieber sie als ich!!) und einem darauf folgenden Spezialprogramm. Die haben wohl noch nicht genug Sport gemacht für heute. Müde und verschwitzt kommen sie nach einiger Zeit wieder in die Garderobe. Sie sprechen ganz aufgeregt miteinander. Während ich den ganzen Nachmittag in der langweiligen Garderobe verbringen musste, hatten diese Sportler anscheinend sehr viel Spass.

Jetzt wäre ich am liebsten auch einer von ihnen und nicht so ein gelangweiltes Gummibärli. Sie sprechen über den zum Glück überlebten Krafttest, über das Spezialprogramm Sypoba und über das darauf folgende Fussball und Völk. Nach all dem vielen Sport freuen sich alle auf das Abendessen und den anschliessenden Abschlussabend. Dieses Jahr sind die 2000er an der Reihe mit organisieren. Die Erwartungen sind hoch und alle freuen sich schon auf einen lustigen Abend. Auch ich bin sehr gespannt. Von einem der 2000er habe ich nämlich gehört, dass dort endlich wir Gummibärlis zum Einsatz kommen. Was sie wohl Spannendes geplant haben?

Da werde ich endlich aus der stickigen Tasche herausgenommen und ich kann mich umschauen. Den Stimmen entnehme ich, dass wir im Pfadiheim Uster sind. Schnell werde ich in den Essensraum getragen und auf einen Tisch neben viele andere  Gummibärli und Schöggäli gelegt. Von da aus habe ich einen guten Überblick. Nach dem wunderbaren Essen beginnt der Abschlussabend. Ich merke schnell, dass hier die Alten verabschiedet und die Neuen willkommen geheissen werden. Sie müssen viele lustige und manchmal auch etwas peinliche Sachen machen und es wird viel gelacht. Grimassen nachahmen, Lieder nachsingen, ein origineller Tanz erfinden, Ortschaften mit ihren Namen auf einer Karte finden, alles ist dabei. Die 2000er haben ihren Job wirklich super gemacht! Die ganze Zeit über essen sie Gummibärli. Ich hoffe ich habe noch etwas Zeit um zuzuschauen!

Am Ende des Abends wird einer der Trainer verabschiedet. Sven wird von jetzt an leider nicht mehr mit dabei sein. Als Abschlussgeschenk schenken sie ihm ein selbstgemachtes OL-Monopoli. Die sind ja nicht nur Sportler, sondern auch noch Künstler ;)

Langsam geht der Abend zu Ende. Die einen schlafen schon, andere schwatzen und die einen probieren bereits das OL-Monopoli aus.

Müde unterdrücke ich ein Gähnen, da werde ich aus der Packung gezogen. Ich höre gerade noch, wie sie von einem bevorstehenden Longjogg sprechen. Diese OL Läufer haben ja wohl nie genug von ihrem Sport.

Da bin ich doch froh, ein Gummibärli zu sein!

 

(Text von Siana)


Verfasst am: 04.01.2018


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